Freddy Litten

(Frederick S. Litten)

Benno Bleyer ‒ Kurzbiographie

Die folgende Kurzbiographie wurde ursprünglich 1993 für den zweiten Band des "Professorenkatalogs" der Ludwig-Maximilians-Universität München verfaßt und 2000 auf den damals neuesten Stand gebracht. Da jedoch das Erscheinen dieses Bandes immer noch nicht absehbar ist, wird sie hiermit in seitdem unveränderter Form im Internet präsentiert, um vielleicht doch noch von Nutzen zu sein.
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Bleyer, Benno Alois, * 16. 2. 1885 Lindau/Bodensee, † 24. 11. 1945 München. (kath.) ⚭ 11. 7. 1914 Eleonora Kießling, * 16. 2. 1890 München, ⚭ 26. 10. 1920 Emilie Greiner, * 5. 8. 1895 München.
V Josef Johann Baptist, Oberzollinspektor, * 17. 5. 1848 Regensburg, † 13. 1. 1916 Regensburg, M Katharina Anna Mulzer, * 10. 11. 1854 Regensburg, † 1. 3. 1927 München, ⚭ 23. 10. 1877.

B. begann 1900 in der Kgl. Leib- und Hofapotheke in München unter dem Vorstand Max von Pettenkofers die Apotheker-Lehre. 1903 bestand er die pharmazeutische Vorprüfung, verbrachte die folgenden Jahre als Apothekergehilfe in Deutschland und der Schweiz und bezog 1905 die Univ. München zum Studium der Pharmazie. 1907 legte B. dort die pharmazeutische Hauptprüfung ab und trat als Assistent wiederum in die Kgl. Leib- und Hofapotheke ein, um die für die Apotheker-Approbation notwendige praktische Tätigkeit zu erledigen. 1908 ging er an die Univ. München zurück, um sich zum Nahrungsmittelchemiker auszubilden. Im selben Jahr erhielt er die Apotheker-Approbation und wurde Assistent am Pharmazeutischen Institut und Laboratorium für angewandte Chemie der Univ. München. 1910 holte er die Reifeprüfung nach, legte die Nahrungsmittelchemiker-Hauptprüfung ab und promovierte an der Univ. München in angewandter Chemie bei Wilhelm Prandtl. Nach dem Weggang Prandtls übernahm B. dessen Lehrtätigkeit in der anorganisch-analytischen Abteilung des Laboratoriums für angewandte Chemie. 1913 habilitierte sich B. und wurde am 3. 4. 1913 mit Förderung Theodor Pauls zum Priv.-Doz. für angewandte und pharmazeutische Chemie an der Univ. München ernannt. Im selben Jahr ging B. in die Industrie, wurde Anfang 1915 zum Heeresdienst eingezogen, 1916 Militärchemiker in Dachau und 1917 Militärchemiker am Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin unter Fritz Haber. Nach Kriegsende übernahm B. eine Stellung als wissenschaftlicher und technologischer Beirat bei einer Firma von Milchprodukten, und begann wieder mit akademischer Tätigkeit an der Univ. München. Zum 16. 11. 1923 wurde B. zum ao. Prof. für Chemie an der Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan ernannt, zum 1. 2. 1925 erfolgte die Ernennung zum o. Prof. dort, daraufhin wurde er am 30. 9. 1925 seiner Tätigkeit als Priv.-Doz. an der Univ. München enthoben. Am 1. 4. 1928 erhielt B. zusätzlich den Lehrauftrag für landwirtschaftliche Technologie mit der Leitung des Instituts für chemische Technologie der Lebensmittel an der Hochschule in Weihenstephan. Außerdem wurde er Mitglied im Obermedizinalausschuß und im Reichsausschuß für Weinforschung. Zum 1. 4. 1929 wurde B. als Nachfolger Theodor Pauls zum o. Prof. für Pharmazeutische- und Lebensmittelchemie an die Univ. München berufen, wurde Leiter der Staatlichen Chemischen Untersuchungsanstalt und der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, behielt aber vorläufig auch die Institutsleitungen an der Hochschule in Weihenstephan und wurde Ende 1929 Leiter der gerichtlich-chemischen Untersuchungsstelle des Medizinalkomitees der Univ. München. Eine Berufung als Direktor des Reichsgesundheitsamtes unter Aufgabe der Professur lehnte er 1931 ab. 1935 bewirkte B. die Gründung des Instituts für Pharmazeutische Arzneimittellehre an der Univ. München (Direktor: Ferdinand Schlemmer). An Auszeichnungen erhielt B. das Eiserne Kreuz II. Klasse, das König-Ludwig-Kreuz, das Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer, das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter und die Josef-König-Gedenkmünze.

Die Arbeiten B.s liegen vor allem in den angewandten Bereichen, anfangs der anorganisch-analytischen Chemie, dann der Nahrungsmittelchemie und der Pharmazie. In der Diss. behandelte er unter Anleitung von Wilhelm Prandtl das Vanadin, danach untersuchte B. bis zu seiner Habil. das Beryllium und dessen Verbindungen. Auf dem Gebiet der Nahrungsmittelchemie sind die Forschungen zur Milch (vor allem zum Eiweißanteil), zum Jodstoffwechsel, zur Chemie der Kohlenhydrate und zur Fettchemie bedeutsam. Auch mikroanalytische Verfahren zur Bestimmung von Schwermetallen entwickelte B., ebenso ein Verfahren zur gärungschemischen Darstellung der Zitronensäure. In der Pharmazie galt B.s Interesse besonders den Arzneipflanzen und deren Nutzung für die Pharmazie. Zudem war B. auch von großer Bedeutung für die Ausbildung von Lebensmittelchemikern und Pharmazeuten. Über 110 Diss. wurden an den unter seiner Leitung stehenden Instituten angefertigt; zwölf seiner Schüler habilitierten sich an der Univ. München. Durch seine Mitwirkung in verschiedenen Ausschüssen und Instituten übte er außerdem einigen Einfluß auf die Arzneimittel- und Lebensmittelgesetzgebung in Deutschland aus.

Q UAM, E-II-N Benno Bleyer; BayHStAM, MK 43430; BayHStAM, Kriegsarchiv, OP 60181; Archiv der Technischen Univ. München, Personalakt B. B.

W Über das Atomgewicht des Vanadins, Diss. Univ. München 1911; Über Beryllium und Beryllium-Verbindungen, Habil. Univ. München 1913; zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzs.; Hg.: Berichte der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in München; Mithg.: Handbuch der Lebensmittelchemie, Bde. 7, 8; Mithg.: Zs. für Lebensmittel-Untersuchung und -Forschung.

L DBA N.F.; Bosl Erg.; Poggendorff, Bde. V, VI, VIIa (W); S. W. Souci, B. B., Süddeutsche Apotheker-Zeitung 86 (1946), 67-68; S. W. Souci, Nachruf auf B. B., Zs. für Lebensmittel-Untersuchung und -Forschung 88 (1948), 121-124; V. Hamann, B. B., NDB 2 (1955), 301; In memoriam B. B., Deutsche Lebensmittel-Rundschau 52 (1956), 29-47 (W, P); G. Kallinich, Das Vermächtnis Georg Ludwig Claudius Rousseaus an die Pharmazie, München 1960, 268-290 (P), 407-410 (W); I. Renner, Zur Entwicklungsgeschichte der Pharmakognosie, Stuttgart 1982, 291-292.

© Freddy Litten
13.7.2023