Philipp Franz Heinrich Carl ‒ Kurzbiographie
Die folgende Kurzbiographie wurde ursprünglich 2000 für den zweiten Band des
"Professorenkatalogs" der Ludwig-Maximilians-Universität München verfaßt. Da jedoch das
Erscheinen dieses Bandes immer noch nicht absehbar ist, wird sie hiermit in unveränderter Form im
Internet präsentiert, um vielleicht doch noch von Nutzen zu sein.
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Carl, Philipp Franz Heinrich, * 19. 6. 1837 Neustadt an der Aisch, † 24. 1. 1891 München, kath. ⚭ 2. 5.
1867 Augusta Adam, † 30. 11. 1889.
V Franz, Apotheker, + 22. 10. 1873, M Friederike Wucherer, † 7. 8. 1866
Nach dem Besuch der Gymnasien in Erlangen und Bamberg und dem Abschluß an letzterem 1856 studierte C. Naturwissenschaften, u.a. bei Philipp von Jolly, an der Univ. München. Bereits als Student arbeitete er zudem bei Johann von Lamont an der Sternwarte München. 1860 promovierte C. über ein physikalisches Thema, im folgenden Jahr habilitierte er sich und wurde am 12. 9. 1861 als Priv.-Doz. für Physik zugelassen. Als wegen Geldmangels das Arbeitsverhältnis mit der Sternwarte 1865 gelöst wurde, gründete C. eine Werkstatt für mathematische und physikalische Instrumente, die er erfolgreich bis 1875 leitete. Am 16. 1. 1869 wechselte er von der Univ. München als Gymnasialprof. für Physik und höhere Mathematik (später auch physikalische Geographie) an die Kgl. Bayer. Militärbildungsanstalten; die formelle Verpflichtung erfolgte am 4. 5. 1870. Bis zu seinem Tode blieb er in dieser Stellung, mit der späteren Einschränkung, daß er nur noch an der Kriegsakademie Vorlesungen abhielt. 1876 erhielt er das Ritterkreuz Erster Klasse des Kgl. Verdienstordens vom heiligen Michael.
C. beschäftigte sich hauptsächlich mit astronomischen und physikalischen Fragestellungen. Im astronomischen Bereich sind Beobachtungsreihen, vor allem zu Sonnenflecken und ihren Beziehungen zu terrestrischen Erscheinungen - beeinflußt von seinem Lehrer Johann von Lamont -, erwähnenswert. In der Physik lag der Schwerpunkt auf Untersuchungen zur Elektrizität, so in der Diss. und Habil. Auf beiden Gebieten standen jedoch auch Untersuchungen zu Instrumenten im Vordergrund: Seine "Principien der astronomischen Instrumentenkunde" waren lange Zeit ein Standardwerk. Das von ihm als Gründungsherausgeber von 1865 bis 1882 betreute "Repertorium für Experimental-Physik, für physikalische Technik, für mathematische und astronomische Instrumentenkunde" (später: "Repertorium der Physik") wurde nicht zuletzt mit zahlreichen Beiträgen aus eigener Feder zu physikalischen Instrumenten angereichert. An den Militärbildungsanstalten bemühte er sich, den Standard auf das in Berlin erreichte Niveau zu heben.
Q UAM, E-II-433; BayHStAM, Ordensakten 3106; BayHStAM, Kriegsarchiv, CP 15, PA 38724.
W Untersuchungen über die thermoelektrischen Ströme, Diss. Univ. München 1860; Über das Nicht-Vorhandenseyn eines Extrastromes, Habil. München 1861; Die Principien der astronomischen Instrumentenkunde, Leipzig 1863; Die Sonne, München 1864, 21868; Repertorium der Cometen-Astronomie, München 1864; Die electrischen Naturkräfte: der Magnetismus, die Electrizität und der galvanische Strom, München 1871, 21878; Hg. Repertorium (für Experimentalphysik,) für physikalische Technik, für mathematische und astronomische Instrumentenkunde, 1865-1882; Hg. Zeitschrift für angewandte Elektricitätslehre, 1879-1880.
L DBA; DBA N. F.; Prantl, 2, 553; Bosl; Pogg., Bd. III (W); Nekrolog, Repertorium der Physik 27 (1891), 65-68; F. Uppenborn, P. C. †, Elektrotechnische Zs. (1891), Heft 8, 97-98; S. Günther, P. F. H. C., ADB 47 (1903), 451-452.
© Freddy Litten
13.7.2023